Deliktfokussierende Techniken

In den 70-iger Jahren wurde kontrovers diskutiert, ob sich durch Therapien Rückfallraten von Straftätern überhaupt senken lassen. Häufig zitiert wurde das populär gewordene Resümee von Martinson: „Nothing works“. Mehr als 50 Jahre später hat sich die durch verschiedene Studien gestützte Meinung durchgesetzt, dass durch geeignete Psychotherapien Rückfallquoten von Straftätern deutlich verringert werden können. Nicht alle Verfahren sind allerdings gleich wirksam und Straftäter unterscheiden sich hinsichtlich ihrer jeweiligen Risikodispositionen und ihrer Beeinflussbarkeit, so dass differenzierte Vorgehensweisen gewählt werden müssen.

Allgemein werden für die Behandlung von Straftätern spezialisierte Therapieformen mit klarem konzeptionalisiertem und strukturiertem Hintergrund sowie verhaltensnaher, deliktorientierter Ausrichtung empfohlen. 

Die von mir vertretene deliktorientierte Behandlungsarbeit hat vielfache Überschneidungen zu auch andernorts praktizierten Therapiekonzepten. Andererseits bestehen aber auch deutliche konzeptionelle Unterschiede insbesondere zu hoch strukturierten verhaltenstherapeutischen Programmen.

Im Workshop werden die Grundzüge des deliktorientierten Behandlungsmodells gemäß der Zürcher Schule dargestellt. Exemplarisch wird dabei u.a. auf konkrete Behandlungstechniken (z.B. Deliktrekonstruktion, Delikt-Teilarbeit) Bezug genommen. Dabei wird auch auf das Konzept des «Deliktmechanismus» und auf das für forensische Zwecke spezialisierte Diagnosesystem FOTRES eingegangen. Denn die hier ermittelten Risikoprofile sind eine entscheidende Grundlage für gezielte deliktorientierte Interventionen und die Evaluation der Wirksamkeit der angewendeten Therapien in der Verlaufsbeurteilung.

Der Kurs eignet sich sowohl für Fachpersonen, die mit deliktorientierten Interventionen noch nicht vertraut sind, als auch für fortgeschrittene Anwender, die ihre Technik weiter verbessern wollen. Es steht ausreichend Zeit für die Diskussion praktischer Problemstellungen zur Verfügung. Daher ist es ausdrücklich erwünscht, dass sich die TeilnehmerInnen aktiv mit Fragen und Diskussionsbeiträgen aus der eigenen therapeutischen Praxis einbringen.